
Ein Traum von Naturerlebnis, eine Reflexion die sich sehen lassen kann und Badespaß, das war unser „Halbzeitseminar“. Die ersten sechs Monate haben wir schon fast hinter uns gebracht.
Anlass genug sich mit allen Freiwilligen zusammenzufinden und über diese Zeit zu sprechen, zumal sie eine ganz besondere ist: eine andere Kultur kennenlernen, sich in diese integrieren, eine zweite, lateinamerikanische Familie haben, sich in ein Entwicklungsprojekt integrieren und ein neues Freizeitleben aufbauen. Ganz besonders war dabei der so wundervolle Ort. Samstag Morgen fuhren wir von Estelí aus mit einem Microbus Richtung Masaya an die Laguna de Apoyo. Nach drei Stunden Fahrt eröffnete sich uns ein Blick in eine der wunderschönsten Landschaften. Es müsste zu den Weltwundern gehören. An diesem 200 Meter tiefen und 48km² großen Vulkankrater sollten wir die nächsten Tage verbringen.
Die Struktur des Seminars sah wie folgend aus: 1. Reflexion über Erfolge und Hindernisse; 2. Vertiefung des Wissens über das Programm weltwärts, wie das Welthaus Bielefeld und die Nicaraguaarbeit entstand, was genau Entwicklungshilfe ist und wie wir mit unserem Austausch zur Entwicklung beitragen können; 3.auf Hintergrund dieses Wissens die bisherigen Hindernisse zu bewältigen, nochmals motivierter ins Projekt zu gehen und zu wissen was wir bewirken können.
Im ersten Schritt haben wir am ersten Tag in Gruppen Erfolge und Hindernisse gesammelt, diese besprochen und mit allen zusammengetragen. Daraufhin haben wir Briefe, die wir uns vor unserer Ausreise in Bielefeld bei einem Seminar selber geschrieben haben, wiederbekommen, diese gelesen und dann einem „Monologpartner“ (wir saßen Rücken an Rücken und haben uns gegenseitig erzählt was wir über unseren Brief denken) vorgestellt. Das war eine sehr coole Erfahrung. Ich kann es nur wärmstens empfehlen sowas mal zu machen, sich selber einen Brief zu schreiben. Daraufhin haben wir dann jeder für sich kreativ unsere Ergebnisse aus unseren Briefen in Bildern oder Kollagen dargestellt und uns ein paar Tage später einen Brief geschrieben, den wir beim Rückkehrerseminar im September in Bielefeld wiederbekommen werden.
Am folgenden Tag kam Peter Clarke, der Leiter des Drittenwelthauses in Estelí, das die Städtepartnerschaften koordiniert, und hat mit uns über die Entstehung dessen gesprochen. Reinhard, der Leiter der Nicagruppe in Bielefeld, der uns auf dieses Jahr mit vorbereitet hat, hat von seiner Arbeit in Nicaragua vor 30 Jahren gesprochen und hat uns Fotos dazu gezeigt. Dann haben wir über die Ziele von weltwärts gesprochen und welche Erwartungen das Programm an uns hat. So haben wir nun nach unserem Prozess des Einlebens eine bessere Vorstellung davon in welchem Rahmen wir in Nicaragua sind und können auf Hintergrund dessen in den kommenden Monaten uns diesem noch mehr widmen. Daraufhin haben wir Entwicklungshilfe definiert und haben thematisiert, dass man diese auf einer Basis beidseitiger Absprache, über Notwendigkeiten austauschend und abwägend durchführen sollte. Das heißt vom helfenden Land muss Zusammenarbeit mit den Begünstigten ausgehen. Teilweise lief es zuvor so, dass Projekte einfach ohne jegliche Absprache realisiert wurden und die eigentlich davon Profitierenden standen da ohne zu wissen wie dieses nun funktioniert und welche Vorteile es hat. Im Fall von Keramikbrennöfen in Bluefields war es sogar so, dass sie mit diesem nichts anfangen konnten, da er zu hohe Heizkosten in Form von Holz hatte. Durch unser Zusammenleben mit den Nicas bauen wir Toleranz untereinander auf, was eine Union bewirkt, die EINE WELT zum Ziel hat. So entsteht ein interkultureller Dialog, der neue Visionen entwickelt. Wenn wir diese mitteilen, entsteht ein „Virus“ u.a. in Deutschland, der wiederum andere Mitmenschen in diesen Prozess einbindet. Außerdem wachsen wir und unsere Nicamitmenschen persönlich daran (eine persönliche Entwicklunshilfe). Es ändert sich unser Bewusstsein, unsere Einstellung und unser globales Denken. Letztendlich kann man davon sprechen, dass zwei Kulturen sich für uns zu einer vermischen. Letztendlich löst unser Austausch auch Vorurteile auf und fördert, im Großen gedacht, den Weltfrieden oder auf jeden Fall die Beziehung zwischen Nicaragua und Deutschland.
Mit all diesem im Hinterkopf nahmen wir uns noch einmal die Karten mit den Hindernissen hervor und suchten Lösungen für diese. Erstaunlicherweise konnten wir Freiwilligen uns nun sogar gegenseitig Lösungen aufzeigen.
Ein typischer Seminartag sah so aus, dass wir morgens um acht gefrühstückt haben, vorher frühschwimmen bzw. plantschen, dann haben wir von 9 bis 12 getagt, damit wir um 12:30 wieder Mittagessen konnten. Die Mittagspause haben wir wieder im Wasser verbracht, auf Reifen treibend, Kajak fahrend oder durch Reifen springend. Nachmittags folgten abermals drei Stunden Seminar. Nach dem Seminar haben wir am zweiten Abend einen Film über Nicas in Deutschland geguckt und einen Abend haben wir meinen Geburtstag nach- und Vivianes gefeiert. Das Essen war ein Traum. Besser habe ich in Nica noch nicht gegessen. Fünf Tage Gemüse und Obst soweit das Auge reicht.
Also ein sehr, sehr gelungenes Seminar!

