Mittwoch, 29. September 2010

El Río se disbordó

Nun ist die wirkliche Gefahr nahezu gebannt und ich kann euch berichten, ohne dass Sorgen aufkommen müssen:
Sonntag fing das Spektakel an. Mein Gastvater, der bei der Feuerwehr ist, war den ganzen Abend mit seinen Kollegen dabei die Situation zu erfassen! Montag war es dann so weit! Die ersten Häuser, von insgesamt 62, wurden evakuiert und die Einwohner in den Schulen Condegas untergebracht, da es schon seit 36 Stunden regnete! Diese Bevölkerung räumte sofort ihre Häuser aus, packte alles auf Pick-Ups oder in Lastwagen und brachte ihr Hab und Gut aus Angst, dass sie ein weiteres Mal wie beim Hurrican Mitch treffen wird, bei Freunden in Sicherheit. Mitch verwüstete extrem. Brücken wurden zerstört, Häuser abgedeckt und der Großteil des Besitzes unbrauchbar gemacht.
Montag Vormittag war ich mit Julian unterwegs, um uns den Wasserstand im Fluss anzusehen. Es sah zunächst garnicht wirklich bedrohlich aus, was sich aber als Irrtumm herausstellen sollte! Nachmittags standen dann schon Feldwege die zum Fluss führen unter Wasser und abends ganze Straßen der zwei Stadtviertel Reihen, die direkt am Fluss liegen! Das Wasser stand bis zu 40 Centimeter hoch in den betroffenen Häusern. Von der Brücke aus, die die Panamericana über den Fluss leitet, konnte man nachher auch die enormen Wassermassen feststellen. In der Nacht kam das Wasser in den Straßen bis auf ein Viertel (was immer ca. 100 Meter lang ist) an unser Haus heran. Die Feuerwehrleute tagten bei uns im Wohnzimmer, wie weiter vorzugehen sei und warteten ab. Das gab mir die Sicherheit einfach diese Nacht durchzuschlafen. Unsere Nachbarn haben teilweise die ganze Nacht gewacht, was passieren wird. Am nächsten Morgen, am Dienstag, hatte sich die Situation schon wieder entschärft. Der Wasserstand im Fluss war gesunken und es kam wenig Wasser dazu, obwohl es hier und in Estelí, der Fluss passiert u.a. Estelí, weiterregnete.
Jetzt regnet es zwar noch viel und den ganzen Tag über immer wieder, das lässt den Fluss aber nicht mehr berohlich steigen. Dieser Niederschlag ist charakteristisch für das winterliche Klima (im Norden) Nicaraguas.

Samstag, 25. September 2010

T-Shirt Tag

Heute hatte sah meine Beschäftigung in der INPRHU mal ganz anders aus: Wir haben 34 T-Shirts für ein Erste Hilfe-Camp bedruckt. Das ganze fing heute Morgen damit an, dass wir die Schablone hergestellt haben. Dazu haben wir Kleber mit einer zusätzlichen chemischen Substanz im dunklen auf ein Gittertextil, das auf einen Rahmen gespannt war, aufgetragen und dieses getrocknet. Dann wurde die T-Shirtaufschrift, die mit dem Computer erstellt und ausgedruckt war, unter das Textil gelegt und zehn Minuten dem Licht ausgesetzt. So hat die chemische Substanz den Schriftzug aus der Klebstoffschicht ausgelöst. Et voila, die Schablone ist fertig. Die wird nun auf das T-Shirt aufgelegt und lediglich Farbe darüber gestrichen und trocken gebügelt. Wenn man das aber bei 34 Shirts macht und zwei Schablonen, eine für den vorderen und eine für den hinteren Druck, hat, zieht sich das ganz schön. Wir haben uns dabei gut unterhalten, auch mit Späßen. Auf Spanisch fand das ganze statt, das versteht sich von selbst! Das klappt mittlerweile ganz gut. Heute hatte ich ein Gespräch mit meinem Gastbruder, der wenig zu Hause ist weil er in Estelí studiert. Er meinte ich würde ja schon viel verstehen und dass sich schon einiges in den letzten Wochen getan hat! Es hapert zwar noch teilweise, aber in vier Wochen denke ich ist mein Spanisch auf einem guten Stand.
Außerdem hat mich heute jemand in einem Laden angesprochen, ob ich nicht in seiner Mannschaft jeden Abend mitspielen will. In Condega ist ein gepflastert Sportplatz auf dem jeden Abend Fuß- , Volley- oder Basketballspiele stattfinden. Das Angebot habe ich natürlich dankend angenommen. Witzig daran ist, dass ich eine Stunde zuvor darüber nachgedacht habe wie ich mal außerhalb von INPRHU andere Nicaraguaner kennenlerne! Der hat es mir echt leicht gemacht! Außerdem nimmt mich mein Gastvater mit zur Freiwilligen Feuerwehr wenn ich mal Zeit habe. Heute hätte ich mitkommen können. Die T-Shirts zu drucken hat jedoch zu lange gedauert.
Die Feuerwehr hat hier so wie ich es raus gehört habe hauptsächlich die Aufgabe bei Überflutungen Hilfe zu stellen. Zur Zeit steigt der Wasserstand in den Flüssen nämlich immens. Das hat verheerende Auswirkungen für die Gesellschaft. Die Brücken werden größtenteils überflutet, so dass der Transport unmöglich wird. Deshalb steigen sämtliche Preise wie z.B. die Nahrungsmittelpreise.

Donnerstag, 23. September 2010

. . . die nächsten Tage im Projekt . . .

. . . waren super! Jeden Abend der letzten Tage, meinen ersten Arbeitstagen, hatte ich das Gefühl mehr und mehr integriert zu sein! Die Arbeit hat angefangen riiiichtig Spaß zu machen und ich habe endlich das Gefühl etwas sinnvolles zu machen. Dienstag habe ich nämlich bei der Capacitación die Mütter über HIV / AIDS informiert. Es kamen einige Fragen zurück und es entstand ein Gesprächsrunde. Am Ende dieser Capacitación und jeder Capacitación bis jetzt sah und seh ich in Gesichter, die mit ihrem neuen Wissen zufrieden sind! Es ist schon erstaunlich, dass erwachsene Menschen nicht über AIDS Bescheid wissen. Es tut aber gut hier einen Schritt vorwärts mit den Betroffenen zusammen zu tun. Außerdem habe ich sogar von den Müttern nette und positive Rückmeldungen über meinen Vortrag und meine Sprache bekommen.

Am Mittwoch waren wir, das sind Gerardo und ich, in einer Comunidad in der Schule und haben dort mit den Schülern über AIDS gesprochen. Ich habe dann ein Spiel mit der Kindern gemacht, um das neu erworbene Wissen abzufragen! Das hat mal total Spaß gemacht. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn ich mehr mit Kindern arbeiten werde!

Im Rote Kreuz-Büro in der INPRHU, das Rote Kreuz-Projekt ist in INPRHU integriert und davon teilweise finanziert, habe ich neben den Capacitaciónen kleine IT-Aufgaben. Ich habe zum Beispiel am Mittwoch die Antivirensoftware aktualisiert und heute Internet an zwei Computern über einen WLAN-Stick eingerichtet. Teilweise werde ich anscheinend auch Sekretäraufgaben erledigen, so wie heute. Ich habe angefangen einen Test über die persönliche Einstellung der Capacitaciónsteilnehmenden abzutippen.

Mit meinen Kollegen freunde ich mich nach und nach an und laut denen verbessert sich mein Spanisch auch von Tag zu Tag! So macht es jeden Tag ein bisschen mehr Spaß. Es ist total hervorragend sich nach und nach genauer ausdrücken zu können! Auch die Kinder kommen immer total offen auf einen zu und stellen ihre Fragen zum Beispiel über Deutschland oder zu übersetzende Wörter! Als wir heute durch Ducuale, die Comunidad in der die Capacitación stattfand, gingen, kam ein Junge den ich vom Englischunterricht an und ist ein Stück mit mir mitgegangen und hat sich mit mir unterhalten. Das bestätigt mich so richtig in meinem Handeln!

Dienstag, 21. September 2010

''Erste Capacitación''

Bei meiner ersten Capacitación habe ich mit Fotos den Ablauf dokumentiert. Zunächst findet ein thematischer Workshop statt. Daraufhin wird ein Snack, wie z.B. ein Toast in der Gruppe gegessen und dabei über Fragen gespochen. Das Essen bringen wir von der INPRHU mit.

Montag, 20. September 2010

Mein erster Arbeitstag

Mein erster Tag heute war gemischt. Ich habe mich etwas unsicher gefühlt, weil ich Irma (meine Kollegin) schwer verstanden habe und kaum durch den Plan, den ich für September bekommen habe durchgestiegen bin. Dieser war garnicht für mich persönlich zugeschnitten, was ich erst einige Zeit später bemerkt habe, sondern für das ganze Rote Kreuz-Projekt, das in INPRHU integriert aber vom Roten Kreuz Nicaragua koordiniert ist. Dann hab ich mich mit Irma hingesetzt. Wir haben zusammen meine Aufgaben aus dem Plan heraus gelesen und das noch mal schriftlich verfasst! Das hat meine Stimmung wieder verbessert!
An meinem ersten Arbeitsnachmittag bin ich mit Norgelis (einer anderen Kollegin) in die Comunidad San Ramón gefahren und habe dort bei einer Capacitación für Mütter mit dem Thema "Sexualidad, HIV und Drogas" zugehört, Fotos gemacht und Plakate aufgehängt. Morgen findet die selbe Capacitación in einer anderen Comunidad statt. Vor der Capacitación werde ich mit Norgelis etwas vorbereiten, was ich dann vortragen kann! Morgen Vormittag fahre ich in die Schule und werde mit der Klassenlehrerin zusammen Englischunterricht in einer siebten Klasse machen. Sie bereitet erstmal den Unterricht vor, den ich dann durchführe und in Zukunft übernehme ich die Vorbereitung.
Die Kollegen sind super nett! Ich muss mich noch an deren Art zu reden gewöhnen. Es ist schwierig jemanden zu verstehen, den man neu kennenlernt. Jeder spricht anders wodurch die Wörter unnterschiedlich klingen! Mit Norgelis habe ich mich auf dem Weg in die Comunidad unterhalten, sie verstehe ich nun schon besser.
Mein anderer Kollege, der auch in dem Rote Kreuz-Projekt arbeitet, heißt Gerardo. Er macht u.a. Theater mit den Kindern in den Comunidades.
Ich bin gespannt wie die nächsten Tage werden . . .

Keramikwerkstatt und Elektro-AG

Sonntag vormittags findet immer eine Elektriker-AG statt, bei der Jugendliche diesen Beruf erlernen, nach sechs Monaten eine Prüfung schreiben, daraufhin ein Zertifikat erhalten und sich mit diesem berwerben können. Eine super Sache, die auch ich interessant finde. Daran nehme ich auch teil, wenn es zeitlich machbar ist.
Außerdem haben wir am Sonntag eine Keramikwerkstatt besucht:

Fiesta de Bienvenido =)

Samstag hat INPRHU für die neuen Freiwilligen ein Fest gegeben. Es fing mit Tanz und Musik an. Mädels haben einen Folkloretanz vorgeführt, es wurde das Lied Nicaragua Nicaraguita auf Instrumenten vorgespielt, richtig klasse anzuhören und ein weiterer Tanz von INPRHU-Mitarbeitern wurde entertained. Danach stellten sich alle Teilnehmer noch vor, wir Frewilligen ebenfalls und wir haben unsere Gastgeschenke überreicht. Mit einem vielfältigen, super leckeren Essen ging es dann zum zweiten Teil ds Abends über. Es wurde nicaraguanischer Rum getrunken und wir haben uns unterhalten. Wir haben mit den Kindern auch etwas gespielt ;-) Mich hat es total beeindruckt, was die für uns auf die Beine gestellt haben und es hat mir viel Spaß gemacht.

Im Vergleich zu INPRHU Estelí ein paar Fotos von INPRHU Condega

INPRHU Condega hat nicht so ein pompöses Erscheinungsbild wie INPRHU Estelí, ist aber auch keinesfalls notwendig!
Mir gefällt es super gut

Freitag, 17. September 2010

INPRHU Estelí und San Diego

Hier habe ich ein paar Fotos für euch von gestern in der INPRHU Estelí und von San Diego am Mittwoch

Donnerstag, 16. September 2010

Kirche zu Hause

Heute Abend, kam ich aus Esteli von einer Reunión wieder..., bei der ich erfahren habe wie mein Arbeitsfeld aussieht: Ich werde ca. von 8-12 Uhr und 13-17 Uhr arbeiten und mit der Mutter von Tatiana, mit der Julian nun arbeiten wird und mit der ich als ich in Deutschlabd war ab und zu geschrieben habe, und einem Mann zusammen arbeiten. Wir machen Actividades zum Thema "Plan des Lebens" mit Kindern, Jugendlichen und Eltern in Form von Theater, Spiel und kreativien Sachen. Außerdem werde ich Englischunterricht an drei Vormittagen in der Woche geben! Dann sieht ein Tag so aus, dass ich entweder vormittags in die Comunidades fahre und dort Actividades mit den Zielgruppen habe und nachmittags Vor- und Nachbereitung ist oder andersrum, was davon abhängt welche Zielgruppen angesprochen werden, weil Kids und Jugendliche vormittags ja keine Zeit haben, wenn sie in der Schule sind! So sieht der Plan aus. Da kann ich bestimmt Gitarrenmusik und die Spiele, die ich in Deutschland rausgesucht habe einbringen! Außerdem war ich heute Nachmittag mit Julian bei INPRHU Estelí und haben und deren Gebäude angesehen und von der Arbeit erzählen lassen. Das ist ein sowas von pompöses Gebäude im Vergleich zu allen anderen. Mit Pflanzen und steingehauenen Statuen im Innenhof und richtig europäischen Sanitärenanlagen. Der Unterschied der Arbeit von INPRHU Estelí zu INPRHU Condega liegt darin, dass in Estelí der Schwerpunkt auf die Mobilisierung im Bereich Bildung gelegt wird und in Condega den Jugendlichen Perspektiven gezeigt werden und ein Lebensplan in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen für sie erarbeitet wird.
... und hier zu Hause fand eine kirchliche Feier mit den Leuten, die ich Sonntag bereits in der Kirche gesehen habe, zu Ehren der Gesundheit meiner Gastoma, weil sie sehr krank war die letzten Jahre und sie nun wieder gesund ist. Das hat die Familie mit der Kirchengemeinde gefeiert. Dabei haben einzelne Leute kleine Reden gehalten und meine Gastmutter auch eine: u.a. hat sie gesagt: "und das hier ist Lennart, mein Ziehsohn, der einen pastor in der Familie hat." Alle Anwesenden: "Amen amen" so von wegen dass ihnen das gefällt. "Er spielt schön gitarre und singt toll." Das war mir etwas unangenehm, aber ich fand es auch cool als mich dann alle angesehen haben und meinten: "oooh ein gläubiger deutscher der gitarre spielt, das gefällt uns". Dann saßen wir im Kreis, haben gegessen und jemand hat Gitarre gespielt, als es hieß: "Ja Lennart, spiel du doch mal", daraufhin aber ich gesagt, dass ich nicht ohne Chords spielen kann, habe es mir dann anders überlegt, Chords geholt und einen geträllert. Das fanden sie klasse, hab dann gerade übersetzt wovon das Lied handelt, vom sicheren Ort in Gottes Haus und das war noch mal super!

Dienstag, 14. September 2010

Die Comunidad San Ramón - Bolzen mit den Kinderlein

Heute teil ich euch mal wieder viel Neues mit:
Gestern sind Julian und ich mit aufs Land gefahren, in ein Dorf von Condega. Von INPRHU, dem Projekt in dem ich ab Montag arbeiten werde, fährt regelmäßig jemand raus in die Comunidades und macht u.a. Sport mit den Kinderlein. Manchmal wird aber auch getanzt oder etwas kreatives gemacht. Dann wird auch schon mal gemalt. Gestern kamen wir an und die Kinder sind sofort auf Tatiana und Joascar losgestürmt, haben sich bei uns nicht soooofrt getraut, aber kamen nach ca. 10 Minuten auch zu uns und haben mit uns gesprochen. Nach einer ausgesprochen kurzen Annäherungsphase haben wir rumgealbert und sind durch Fützen gesprungen. Die Kinder sind auch einfach mit Klamotten in den Fluss gesprungen auf dem Weg zum Bolzplatz. Mit den Worten "Die trocknen ja sofort wieder". Es hat total Spaß gemacht den Jungs ein paar deutsche Wörter und das englische und deutsche Alphabet auf dem Weg zum Sportplatz beizubringen ;-) Unter anderem deswegen werde ich in der Oberstufe, die hier schon mit 14 Jahren beginnt, Englischunterricht geben. Das war eine richtige Bestätigung für mich, dass dieses Jahr das Richtige ist und es im Projekt auch bocken wird.

Día de Independencia

Die Nicaraguaner feiern am 14.09. jährlich die Unabhängigkeit von Spanien. Die Abhängigkeit entstand durch die Eroberung durch die Spanier und endete am 15.09.1821 offiziell. Gefeiert wird am 14., weil am 14.09.1821 ein befreiender Kampf statt fand.
Nun könnt ihr euch ein paar Eindrücke verschaffen, wie so etwas in Nicaragua gefeiert wird:

Aufstehen gegen Hunger und Armut

Estelí, Nicaragua. Menschenmassen mit den selben Botschaften auf den T-Shirts, die ausgelassen über die Entwicklung diskutieren und heiter zu nicaraguanischer Musik mit Texten, die zum Denken anregen, tanzen, haben sich mit den gleichen Zielen, das Erreichen der Milleniumsziele der UN bis 2015, versammelt. Die Musik hallt aus den auf den Autos platzierten Lautsprechern über den ganzen Zug und bunte Schriftzüge der zahlreich teilnehmenden Organisationen deklarieren diese Ziele.

In Bielefelds Partnerstadt versammelten sich 5000 Menschen, marschierten zwei Kilometer durch die Innenstadt und setzen damit ein Zeichen die Milleniumsziele zu erreichen, die vor zehn Jahren festgelegt wurden. Sie fordern ein Ende extremer Armut und Hunger, der Kinder- und Müttersterblichkeit sowie der HIV-Infektionen, die auf die Hälfte herabgesetzt werden soll, Grundschulbildung für jedes Kind und die Gendergleichstellung. Zu den acht Zielen zählen auch die ökologische Nachhaltigkeit und eine weltweite Gemeinschaft.

Da das Erreichen der Ziele noch in weiter Ferne ist, haben sich Schulen und soziale Organisationen, bei denen teilweise auch Freiwillige aus Deutschland arbeiten, zusammengetan. Begleitet von lokalen Fernsehsendern und zahlreichen Zuschauern am Straßenrand zogen Menschen jeden Alters durch die Straßen.

Die sogenannte „Marcha“ endete am Zentralpark mit einem Konzert von den für Nicaragua berühmten Sängern Katia Cardenal (von der Gruppe Duo Guardabarranco) und Gustavo Bucardo, die sich auch für diese Ziele aussprachen.

Diese Kampagne ist Teil des weltweiten „Stand Up – take action Day“, an dem im vergangenen Jahr 173 Millionen Menschen, davon 80.000 in Deutschland, teilgenommen haben.

Das Welthaus Bielefeld nutzt die Aktion „ Die Welt braucht dich“, um den Stand Up Day mit den Partnerstädten zu koordinieren. Am Samstag, den 18.September um 11.30 Uhr, sind alle aufgerufen mit Töpfen, Dosen oder Vuvuzelas sich am Jahnplatz gemeinsam für eine bessere Welt einzusetzen.

Freitag, 10. September 2010

Miraflor - Wasserfall



Hier möcht ich euch noch mal ein paar Fotos vom Miraflorwochenende nachträglich zeigen!

Kulturschock

Kulturschock

Ich könnte jetzt ein paar Dinge erzählen, die wir diese Woche in Estelí erlebt haben. Wie zum Beispiel dass der Spanischunterricht lehrreich, interessant und witzig war und dass wir den deutschen Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ mit spanischem Untertitel in Condega gesehen haben. Da waren wir für einen Abend. Das ist aber alles unspektakulär im Vergleich zu unserem Erlebnis und den Eindrücken heute. Wir haben unserem Gastbruder erzählt, dass wir durch ein Viertel armer Bevölkerung gejoggt sind. Woraufhin er entgegnete dieses Viertel sei noch lange nicht das Ärmste. Es gäbe noch eine Hüttensiedlung nahe der Müllhalde außerhalb der Stadt. Nach einem kurzen Gespräch haben wir uns verabredet dort hinzufahren. Julian und ich finden es wichtig beide Seiten Nicaraguas zu kennen, um ein vollständiges Gesamtbild zu haben und zu wissen wovon wir sprechen. So sind wir heute mit dem Bus die Panamericana entlang aus der Stadt gefahren und dann zu Fuß in einen Feldweg abgebogen. Nach einer 40-minütigen Wanderung einige Hügel rauf und wieder herunter, kamen wir recht erschöpft an unserem Ziel an. Die uns erwartende Kulisse weckte uns sofort aus unserer Erschöpfung. Sowas hab ich noch nie gesehen und ich hätte auch niemals mit einem solchen Anblick gerechnet. Nahezu so weit das Auge reichte war Müll in der Landschaft aufgetürmt. Jedoch höchstens zwei bis drei Meter hoch, weshalb sich das ganze so weit ausbreitet. Das schöne bergige Bild völlig zerstört durch Plastik-, Papier- und Restmüll! Vom Gestank ganz zu schweigen. Der war so enorm. Es roch wie eine Restmülltonne im Sommer bei 40°C nur dass dessen Deckel nicht wieder geschlossen wird. Es war ein hässlicher, trauriger und unfassbarer Anblick und Geruch. Dann stachen uns die „Hütten“ in die Augen. Aus Holz und Plastik notdürftig zusammengesteckte Wände und Dächer sollen als Unterkunft und Schutz vor der zeitweise heftigen Witterung dienen. Ich hab mich sofort gefragt wie die Menschen hier Sicherheit finden und vor dem Regen geschützt werden. Nach einem Gespräch mit einem Mann im Rollstuhl, der keine Beine hatte, vollkommen dreckig war und eine große Verletzung am Art hatte, stellte sich heraus, dass die Menschen hier der Natur ausgesetzt sind. Sie werden so gut wie bei jedem Regen ziemlich nass und somit sind sie einerseits aufgrund des Wetters und andererseits wegen der Bakterien im Müll dauerhaft krank. Sein Mitbewohner zündete in deren Hütte eine Feuer an, woran sie sich abends wärmen und zum Beispiel Fleischreste aus dem Müll erwärmen. Auf der ganzen Halde qualmte es an einigen Stellen und es führen einige Wege durch die Müllberge. Hier haben sich durch die Müllwagen bis zu einem Meter tiefe Schlammlöcher gebildet, die die Bewohner der Hütten auf der anderen Seite der Halde durchqueren müssen, um in dem neu herangeschafften Müll nach Nahrung und Metall zu suchen, den sie für ein paar Cent verkaufen können. Angrenzend an die Müllhalde leben sechzig Menschen, die sich auf den Müll stürzen wenn er abgekippt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hierbei auch schon mal zu Auseinandersetzungen kommt wer welchen Müll behalten darf. Bei einem weiteren Gespräch mit drei Jugendlichen erfuhren wir, dass die Menschen hier in ihren Hütten auf dem Lehmboden schlafen, auch wenn teilweise Wände fehlen und sie so bei Nacht und Regen nass werden und ungeschützt sind. Ich habe mich die ganze Zeit so unwohl gefühlt, als ich das Schicksal dieser Menschen gesehen habe! Wenn ich jetzt im warmen Bett sitze und wieder darüber nachdenke, wird mir wieder richtig unwohl und flau im Magen bei dem Gedanken und ich fühle mich falsch. Wie kann eine so große Kluft zwischen den Menschen entstehen, dass es den einen mehr als gut geht und die anderen so versuchen zu überleben. Wir haben dann noch Bonbons verteilt und eine Flasche Wasser dagelassen. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein war und es keine Grundnahrung war, haben sich die Leute sehr darüber gefreut! Auf dem Rückweg mussten wir uns beeilen, um noch den letzten Bus zurück in die Stadt zu bekommen. An der Bushaltestelle angekommen, war kein Bus weit und breit aber großer Hunger im Magen und ein Laden nicht all zu weit entfernt. So gingen Julian und ich dort hin, haben uns gerade entschieden dass wir ein Stück trockenen Kuchen nehmen, da fuhr der Bus an uns vorbei. Wir rannten los und riefen der Verkäuferin noch zu, dass sich das mit dem Kuchen erledigt hätte. Der Bus hielt nicht an, aber ich lief weiter. Ich wollte nicht noch drei Kilometer zu Fuß zurücklegen. Das sollten wir auch nicht müssen. Der Bus hielt 400 Meter später an und wir konnten noch mit nach Estelí zurückfahren=). So ging ein großes Abenteuer zu Ende … Die Gedanken an die Bilder der Müllhalde werden jedoch nicht so schnell aus meinem Kopf verschwinden!

Dienstag, 7. September 2010

STAND UP! - Bielefeld steht auf gegen Hunger und Armut

  • Wann? 18. September 2010 um 11:30 - 12:30 Uhr
  • Wo? Auf dem Jahnplatz
  • Was? Die UN haben sich das Ziel gesetzt bis 2015 acht Millenium Entwicklungsziele zu erreichen. Zum Beispiel soll sich Hunger und extreme Armut verringert haben. Bis jetzt macht es jedoch nicht den Anschein, als dass diese Ziele realisiert werden. Noch immer stirbt alle drei Sekunden ein Mensch an den Folgen von Hunger und Armut. Deshalb rufen Bielefeld und die Städtepartnerschaften zum Protest gegen Armut auf! http://www.welthaus.de/kampagnen/aktion/

    Sonntag, 5. September 2010

    Miraflor

    Ein Wochenende in Miraflor - Naturschutzreservat

    Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter mir:

    Gestern Morgen haben wir uns um 5:30Uhr von Estelí mit dem Bus publico auf den Weg nach Miraflor gemacht. Wir hatten ca. die Hälfte des Weges hinter uns als wir einen Hügel hochfahren wollten, dabei ins Rutschen kamen und mit dem rechten Vorderrad des Busses in einem kleinen , trockenen Bach standen. Alle Reisenden verließen den Bus und der Fahrer schaufelte ungefähr 40 Minuten Sand und Steine unter das Vorderrad. Dann fuhr er den mindestens 25 Jahre alten Schulbus aus den USA nach mehreren Versuchen und viel mitfiebernden, zuguckenden Passagieren aus dem Graben. Die erste Hürde bezwungen, mussten wir nun erneut den Rest des Hügels hinauf. Dafür setzten wir und ein paar Männner sich auf die Sitze über der Hinterachse und hüpften auf und ab beim Hochfahren, um Last auf der Achse zu haben und Vortrieb zu ermöglichen. Diese Hügel hinter uns gelassen, kamen wir eine Stunde später an.
    Wir wurden begrüßt, frühstückten und bildeten dann Gruppen, in denen wir zu einem kleinen Fluss mit einem noch kleineren Wasserfall wanderten oder ritten. Der Wasserfall hatte zwei Wasserbecken bevor der Fluss weiterfloss, in denen wir schwammen. Das erfrischte vom feinsten nach einer Stunde wandern. Voller Vorfreude auf einen entspannten Heimritt, begaben wir uns zu den Pferden und es begann wie aus Eimern zu regnen. So war der Ritt dann doch nicht gaaaaanz so entspannt. Die Hauptsache war aber, dass meine Kamere heil blieb!
    Wir kamen völlig durchnässt an. Deshalb wollte ich schnell vom Pferd runter und legte mich dabei noch mal ordentlich in einer Pfütze flach. Das nahm ich gelassen, ich war ja eh schon nass. Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich mit Essen und Gitarrenmusik von jedem der mal spielen wollte.
    Die Nacht verbrachten wir in einem Zimmer mit zwei Hochbetten bei ungewohnt kalten Temperaturen. Heute Vormittag gingen wir durch den Berg. Von einem Punkt auf dem Berg aus, kann man die Berge Honduras' sehen. Außerdem steht in dem Wald ein Baum, der 300 Jahre alt sein soll. Er wurde nach und nach von einer Parasitenpflanze umrungen, zersetzt und nun besteht er lediglich aus dem Parasit. Ich hatte leider keine trockenen Schuhe, so lief ich in Badelatsche. Bis mir der eine Latschen 100 Meter vor dem Ziel auf dem Rückweg kaputt ging. Dann ging es Barfuß weiter, wobei ich mir eine breite, tiefe Schnittwunde am Zeh zuzog. Das wurde in Windeseile verarztet und dann ging es auch schon wieder mit dem Bus zurück nach Estelí. Hier in der Gastfamilie gefällt mir das Essen auf jeden Fall besser als in Miraflor ist mir dann sofort beim Abendessen aufgefallen. Es gab Nacatamal, ein typisch nicaraguanisches Gericht.

    Rückblickend auf Donnerstag möchte ich noch erzählen, dass wir in einer Disco waren. Diese hatte im Vergleich zu der in Condega europäische Standards. Eine geschlossene "Halle" mit Bars und Lounges. Die hat mir nicht so richtig gefallen, weil sie weniger die nicaraguanische Kultur oder Art des Feierns zeigt. Diese Art werde ich vielleicht ja noch woanders kennenlernen.

    Die kommende Woche werde ich mit dem Spanischkurs und Vorbereitungen für den Marcha am Freitag, ein Aufruf gegen die Armut und Hunger und für die Millenium Entwicklungsziele (http://www.welthaus.de/kampagnen/aktion/), von dem ich spätestens wieder berichten werde, verbringen.

    Saludos

    Donnerstag, 2. September 2010

    Eindrücke aus Estelí - Stadtleben

    Deporte

    Nach zwei Wochen nichts tun haben Julian und ich uns heute mal wieder aufgrafft. Bei dem echt tierisch leckerem Essen hier muss man ja Sport machen. Wie soll das sonst weitergehen?
    Heute Morgen klingelt um sechs Uhr das zweite Mal der Wecker. Nun stehen wir aber wirklich auf. Um fünf war es nun nämlich echt noch viel zu früh, was wir vielleicht etwas bereuen werden. Kurzer Hand umgezogen, frisch gemacht und dann geht es auch schon zackig los. Wir laufen einfach mal drauf los. Die zum Laufen so ungewohnten Hügel hoch und wieder runter und biegen nach einiger Zeit einfach mal rechts ab. Einfach mal gerade aus durch die städtlichen Siedlungen bis es etwas ländlicher wird und die Häuser auf etwas weniger Wohlstand schließen lassen. Bis jetzt haben wir das so noch nicht erlebt. Schlammige Wegen führen zwischen den Häusern, die aus Brettern zusammen genagelt sind, einen Lehmboden haben und so aussehen als ob sie gerade so stehen bleiben, hindurch. Straßenhunde kommen uns entgegen. Um sie loszuwerden tun wir so, als wenn wir einen Stein aufheben und sie damit abwerfen. das funktioniert=) Die steinige Straße führt an den Río de Estelí. Hier drehen wir um. Jetzt geht das Erlebnis los. Nach ein paar Minuten wissen wir nicht ob wir schon abbiegen sollen oder erst später. So haben wir uns nach etwas hin und her entschieden noch weiter zu laufen und das war dann auch gut so. Vor allem war es gut, dass wir nicht öfter abgebogen sind auf dem Hinweg. So fanden wir gut den Weg nach Hause. Doch letztendlich wissen wir jetzt, dass es sich echt lohnt eine halbe Stunde eher aufzustehen, um nicht so in der Sonne zu laufen. Das macht es nämlich etwas unangenehm. Schon um halb sieben ist es unerträglich heiß, wenn man sich bewegt!

    Wir haben uns gestern auch angeguckt was die Nicaraguaner hier für sport machen. Die betreiben Taekwandoo, Judo, Boxen und und spielen Fussball, Volleyball und Basketball. Das war ein Angebot für uns, damit wir auch wissen was wir hier für Sport machen können in dem Jahr. Für die Condega-Freiwilligen kommt das nicht in Frage. Wir, Julian und ich, werden dort laufen gehen und vielleicht mit anderen Jugendmannschaften Fußball spielen.

    Für alle weiblichen Leser: Shoppen kann man hier gut, weil es recht günstig ist. Man bekommt gute Kleidung für wenig Geld. Gestern habe ich mir eine kurze Hose für acht Dollar gekauft! Nur suchen muss man lange, weil es zig kleine Läden gibt, die nur wenig Angebot haben. Man muss den Verkäufern sagen wonach man sucht, weil wenn die solche Artikel nicht haben holen sie aus anderen Länden diese oder zeigen einem Andere.

    Mehr hab ich für's erste nicht zu berichten.

    Bis bald, viele liebe Grüße

    euer Lennart