Montag, 27. Dezember 2010

Weihnachten



Zunächst einmal – Weihnachten in Nicaragua sind sehr unterschiedlich zu denen in Deutschland. Das liegt zu aller erst daran, dass es keine Adventszeit gibt, weshalb ich unter anderem nur schwer und spät in Stimmung war Weihnachten (lediglich) an Heiligabend zu feiern. Es gibt in Nicaragua keine Weihnachtsfeiertage. Dafür gibt es 25°C als Geschenk. Eine gern angenommene Tatsache einen deutschen Winter mal auszulassen. Für mich sehr ungewöhnlich war, dass meine Gastmutter mir schon Ende November mein Weihnachtsgeschenk gab – ein Paar Schuhe. Das hatte ihr ihre Schwester aus den USA geschickt und sie war anscheinend zu gespannt, ob sie mir gefallen. So konnte ich ihr das in keinster Weise übel nehmen, ganz im Gegenteil. Ich fand es süß. Zurück zum Heiligen Abend. Wie es sonst auch die Gewohnheit in meiner Gastfamilie ist getrennt zu essen, jeder für sich gerade dann wann er Lust und Zeit hat, taten wir das auch an diesem eigentlich für mich so feierlichen Abend teilweise. Ich schätze, ich habe mit meiner Gastmutter und –bruder zusammengegessen, weil ich vorher gefragt habe ob die ganze Familie zusammen essen würde. Ich würde das so kennen. So taten sie mir wahrscheinlich den Gefallen. Auch meine Gastgeschwister, eine Schwester und zwei Brüder, bekamen ihre Geschenke ein paar Tage vor Weihnachten. Die Familie fuhr einen Nachmittag zusammen nach Estelí und die Eltern kauften Kleidung für ihre Kinder, die sie sofort behalten durften, nicht unter den Weihnachtsbaum kamen und es so eigentlich keine Bescherung geben sollte. Das sollte sich ändern. Meine so „liebevoll“ ausgesuchten und gebastelten Geschenke wollte ich nicht jedem einzeln in die Hand drücken. So schlug ich vor eine Bescherung nach deutscher Art zu machen. Das kam gut an und alle haben sich über ihre Geschenke gefreut, besonders Oma und meine Schwester. Nach diesem sehr kurzen gemeinsamen Teil des Abends gingen alle auseinander und jeder seiner geplanten Wege für diesen Abend. Jugendliche gehen hier an diesem Abend zusammen feiern. So ging ich mit meinem Gastbruder und seinen Kumpels in eine Kneipe. Damit schloss Weihnachten dann auch schon ab.

Weihnachten war der Anfang meines ersten Urlaubs in Nicaragua. Diesen werde ich überglücklicherweise in den nächsten 11 Tagen mit meinen drei Frauen fortsetzen. Mama, Tante und die beste Freundin kommen mich besuchen und wir werden die berüchtigtsten Städte Nicaraguas besuchen und kennenlernen und die Insel Ometepe im größten Süßwassersee der Welt besuchen. Ich hoffe, dort werden wir die ebenfalls einzigen Süßwasserhaie sehen können…

Sonntag, 12. Dezember 2010

La virgen de Guadalupe & Santa Rita & Familie

Mal wieder ein paar optische Eindrücke



Am 12. Dezember feiert man in Lateinamerika die Jungfrau Maria, die einem indigenen Bauer vor Jahrhunderten in Guadalupe erschienen ist. Zu Ehren eben dieser wird in Condega am 11.12. abends eine Art Gottesdienst mit hunderten von Einwohnern nahezu im Freien abgehalten und am 12. ein Festzug vollzogen, bei dem sich der größte Teil der Teilnehmer als Indios verkleiden!



Ein Nachmittag in dem ländlichen Dorf Santa Rita. Wir haben die Natur ein Mal so richtig erkundet.



Das vorweihnachtliche Familienleben

Dienstag, 7. Dezember 2010

La Purisima

Heute und Morgen wird hier der Feiertag der Jungfrau Maria gefeiert. Das heißt in einigen Haushalten werden kleine Feierlichkeiten zelebriert, die so aussehen dass Freunde und Bekannte dieser Familie kommen, ein Lied gesungen wird in Andacht an Maria und dann Süßigkeiten, Spielzeuge, Obst und Getränke ausgeschenkt und verschenkt werden. Bei der gesanglichen Anbetung ist der Schmuck des Raumes von Bedeutung. Dieser ist zunächst weihnachtlich geschmückt, aber das Wichtigste ist die Statur der Jungfrau Maria. Bei diesem Akt wird noch laut gerufen: "Wer ist für die große Zufriedenheit verantwortlich? - Die Empfängnis der Jungfrau Maria!". Das ist ein nicaraguanischer Brauch, den die Katholiken nicht auf Grundlage der Bibel einführten. Daraufhin folgt eine Verabschiedung und der Akt ist beendet.
Es scheint mir, als dass das Schenken für die Teilnehmenden von größter Bedeutung ist. Die Kinder wirken vorher gelangweilt und die Frauen müssen weiter sitzen bleiben während des Austeilens der "Geschenke", während die Männer auf der Straße stehen und servierte Getränke zu sich nehmen!

Montag, 6. Dezember 2010

Managua - bei der deutschen Botschaft

Wir verließen wieder ein Mal Condega. Es ging für zwei Tage nach Managua. Die Botschaft hatte alle deutschen Freiwilligen in Nicaragua eingeladen sich auszutauschen. So fuhren wir Freitag Morgen zuerst mit dem Bus nach Estelí, um uns dort mit allen Deutschen zu treffen, um dann mit einem Kleinbus weiterzufahren. Auf diesem zweiten Teil der Reise probten wir unseren Gig ein… Die Organisatoren dieses Treffens haben darum gebeten für das Abendprogramm doch kleine Einlagen vorzuführen. Theater oder Sketch gefiel uns weniger gut. So suchten wir nach einem Lied, das wir präsentieren wollten. Das für den Norden Nicaraguas typische Lied „Venancia“ sangen wir also die ganze Fahrt über!
In Managua angekommen ging es in der Botschaft, auf deutschem Boden sozusagen, mit einer Gesprächsrunde zum sozialen Umfeld los. Wir fanden uns in den Interessensgruppen Arbeit, Gesellschaft, Familie und Freunde zusammen und tauschten Erfahrungen, positive wie negative aus, die wir hinterher in einem Standbild darstellten. Positive Erfahrungen waren bei allen die offene und nette Art der Nicas. Dem gegenüber kamen einige mit dem Machismus und der teilweise häuslichen Gewalt klar. Danach bildeten wir Gruppen zu den unterschiedlichen Bereichen in denen wir arbeiten und sprachen, in meiner Gruppe über unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen! Das gab einen sehr guten Einblick in die Erfahrungen anderer, wovon man auch Profit schlagen kann. Außerdem lernte ich zwei andere sehr sympathische Freiwillige kennen, die ich mal besuchen fahren werde. Der eine macht Canyontouren nördlich Condegas, in Somoto und der andere arbeitet bei INPRHU Ocotal. So wollen wir uns auch mal mit unserem Projektpartner austauschen.
Abends hieß es dann in Form einer Podiumsdiskussion zu besprechen ob das Programm weltwärts seine Zwecke erfüllt, wobei eine sehr angeheizte Atmosphäre entstand. Das Programm ist komplett aus dem Entwicklungshilfetopf bezahlt. Das Thema der Diskussion war dann, ob wir Freiwilligen denn zur Entwicklung in Nicaragua bei helfen. Die eine Seite äußerte die Kritik dass wir keine Ärzte oder ausgebildete Lehrer sind, wie die Entwicklungshelfer die vor einiger Zeit in Aktion traten, sondern kommen hierher und können „nur“ mit unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten zu einem Projekt beitragen. So kommen wir jungen, relativ unerfahrenen Deutschen nach Nicaragua oder in andere Einsatzländer und machen größtenteils erst ein Mal ganz viele eigene Erfahrungen und profitieren selber davon, weshalb auch diskutiert wurde ob das Programm nicht vom Bildungsfond bezahlt werden sollte. Dieser Teil des Aufenthalts ist ebenfalls Punkt im weltwärts-Programm, was die gegenüberstehende Partei als Begründung ihrer Meinung nahm. Wir „Jugendlichen“ kommen daher, um zu einem Projekt beizutragen, andere Denkweisen zu wecken und langfristig gesehen womöglich die Meinungen einiger Menschen beeinflusst und wir so sehr wohl eine sinnvolle Aufgabe haben. Nämlich zur Entwicklung der Menschen aber auch der sozialen und ökologischen Situation beizutragen, in dem wir z.B. auch globale Kenntnisse fördern. Wie sieht es in Deutschland/ Europa aus? Etc. Ein anderer Kritikpunkt ist, dass hauptsächlich Abiturienten ausreisen, das Programm sich jedoch an alle richtet, an Realschüler, Hauptschüler wie Ausgebildete. Dabei wird am stärksten kritisiert, dass wir sowieso schon privilegierten dieses Jahr größtenteils finanziert bekommen, obwohl sich es ein großer Teil auch so leisten könnte. Der letzte Punkt ist der interkulturelle „Austausch“. Wir Deutschen tauschen uns hier aus und lernen ganz viel der Dritten Welt kennen. Jedoch sollten Menschen, Jugendliche aus der Dritten Welt auch die Möglichkeit haben diese Erfahrungen in einem fremden Land machen zu können.
Nachdem wir die Nacht im Backpackers Inn, wo wir auch unsere erst nicaraguanische Nacht nach der Ankunft schliefen, verbracht haben, sahen wir uns Samstag Managua an. Wir waren zum einen in einer riesigen amerikanisch wirkenden Shopping-Mall. Da stand arm und reich extrem krass einander gegenüber und ich habe mich erst gar nicht damit zurechtgefunden auf ein Mal so unerwartet so einen Luxus für die obere Mittelschicht und die ganz Reichen Nicaraguas zu sehen. Da war mir sehr mulmig dabei zu Mute.
Außerdem haben wir uns in Managua noch einen Markt auf dem mit der Hand hergestellte Souvenirs verkauft werden angeguckt und das ein oder andere nette mitgenommen, bevor es mit dem Bus zurück nach Condega ging.