Wir verließen wieder ein Mal Condega. Es ging für zwei Tage nach Managua. Die Botschaft hatte alle deutschen Freiwilligen in Nicaragua eingeladen sich auszutauschen. So fuhren wir Freitag Morgen zuerst mit dem Bus nach Estelí, um uns dort mit allen Deutschen zu treffen, um dann mit einem Kleinbus weiterzufahren. Auf diesem zweiten Teil der Reise probten wir unseren Gig ein… Die Organisatoren dieses Treffens haben darum gebeten für das Abendprogramm doch kleine Einlagen vorzuführen. Theater oder Sketch gefiel uns weniger gut. So suchten wir nach einem Lied, das wir präsentieren wollten. Das für den Norden Nicaraguas typische Lied „Venancia“ sangen wir also die ganze Fahrt über!
In Managua angekommen ging es in der Botschaft, auf deutschem Boden sozusagen, mit einer Gesprächsrunde zum sozialen Umfeld los. Wir fanden uns in den Interessensgruppen Arbeit, Gesellschaft, Familie und Freunde zusammen und tauschten Erfahrungen, positive wie negative aus, die wir hinterher in einem Standbild darstellten. Positive Erfahrungen waren bei allen die offene und nette Art der Nicas. Dem gegenüber kamen einige mit dem Machismus und der teilweise häuslichen Gewalt klar. Danach bildeten wir Gruppen zu den unterschiedlichen Bereichen in denen wir arbeiten und sprachen, in meiner Gruppe über unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen! Das gab einen sehr guten Einblick in die Erfahrungen anderer, wovon man auch Profit schlagen kann. Außerdem lernte ich zwei andere sehr sympathische Freiwillige kennen, die ich mal besuchen fahren werde. Der eine macht Canyontouren nördlich Condegas, in Somoto und der andere arbeitet bei INPRHU Ocotal. So wollen wir uns auch mal mit unserem Projektpartner austauschen.
Abends hieß es dann in Form einer Podiumsdiskussion zu besprechen ob das Programm weltwärts seine Zwecke erfüllt, wobei eine sehr angeheizte Atmosphäre entstand. Das Programm ist komplett aus dem Entwicklungshilfetopf bezahlt. Das Thema der Diskussion war dann, ob wir Freiwilligen denn zur Entwicklung in Nicaragua bei helfen. Die eine Seite äußerte die Kritik dass wir keine Ärzte oder ausgebildete Lehrer sind, wie die Entwicklungshelfer die vor einiger Zeit in Aktion traten, sondern kommen hierher und können „nur“ mit unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten zu einem Projekt beitragen. So kommen wir jungen, relativ unerfahrenen Deutschen nach Nicaragua oder in andere Einsatzländer und machen größtenteils erst ein Mal ganz viele eigene Erfahrungen und profitieren selber davon, weshalb auch diskutiert wurde ob das Programm nicht vom Bildungsfond bezahlt werden sollte. Dieser Teil des Aufenthalts ist ebenfalls Punkt im weltwärts-Programm, was die gegenüberstehende Partei als Begründung ihrer Meinung nahm. Wir „Jugendlichen“ kommen daher, um zu einem Projekt beizutragen, andere Denkweisen zu wecken und langfristig gesehen womöglich die Meinungen einiger Menschen beeinflusst und wir so sehr wohl eine sinnvolle Aufgabe haben. Nämlich zur Entwicklung der Menschen aber auch der sozialen und ökologischen Situation beizutragen, in dem wir z.B. auch globale Kenntnisse fördern. Wie sieht es in Deutschland/ Europa aus? Etc. Ein anderer Kritikpunkt ist, dass hauptsächlich Abiturienten ausreisen, das Programm sich jedoch an alle richtet, an Realschüler, Hauptschüler wie Ausgebildete. Dabei wird am stärksten kritisiert, dass wir sowieso schon privilegierten dieses Jahr größtenteils finanziert bekommen, obwohl sich es ein großer Teil auch so leisten könnte. Der letzte Punkt ist der interkulturelle „Austausch“. Wir Deutschen tauschen uns hier aus und lernen ganz viel der Dritten Welt kennen. Jedoch sollten Menschen, Jugendliche aus der Dritten Welt auch die Möglichkeit haben diese Erfahrungen in einem fremden Land machen zu können.
Nachdem wir die Nacht im Backpackers Inn, wo wir auch unsere erst nicaraguanische Nacht nach der Ankunft schliefen, verbracht haben, sahen wir uns Samstag Managua an. Wir waren zum einen in einer riesigen amerikanisch wirkenden Shopping-Mall. Da stand arm und reich extrem krass einander gegenüber und ich habe mich erst gar nicht damit zurechtgefunden auf ein Mal so unerwartet so einen Luxus für die obere Mittelschicht und die ganz Reichen Nicaraguas zu sehen. Da war mir sehr mulmig dabei zu Mute.
Außerdem haben wir uns in Managua noch einen Markt auf dem mit der Hand hergestellte Souvenirs verkauft werden angeguckt und das ein oder andere nette mitgenommen, bevor es mit dem Bus zurück nach Condega ging.
2 Kommentare:
ganz schön spannender austausch...ich finde übrigens auch, dass die nicas die möglichkeit haben sollten, hier erfahrungen zu sammeln...
die förderung des bundesprogrammes sollte auf jeden fall weiter geführt werden... denke ich...
schön, dass du nette menschen triffst und es dir gut geht!!!
alles liebe, mutti
ey mann! geile bratwurst
Kommentar veröffentlichen