Sonntag, 31. Oktober 2010

Landschaft und mein "Nicaleben" in der 10. Woche



Die Undiszipliniertheit meiner Schüler hält weiterhin an. Das musste ich letzte Woche jede Stunde wieder feststellen. Sie lernen nicht zu Hause und deswegen muss ich jede Stunde sozusagen die Hausaufgaben mit ihnen machen, indem ich drei Stunden lang das Gleiche erkläre. Einerseits kann ich den Unterricht deswegen nicht abwechslungsreich gestalten und andererseits weil keine Bücher zur Verfügung stehen mit denen sie sich selber etwas erarbeiten könnten. Die einzige Devise ist, dass die Schüler Lust gewinnen zu Hause etwas zu tun. Die werde ich nun morgen versuchen in ihnen zu wecken. Mit meinem Kollegen Gerardo habe ich in den Schulen in den Comunidades eine Capacitación gemacht, in der wir mit den Schülern einen Plan des Lebens „erarbeitet“ haben. Das heißt, wir haben ihnen vor Augen geführt dass man für gewisse Ziele, die sie sich setzen sollten und wollten, eine Basis braucht auf der sie aufbauen können. Einerseits ist für jeden Beruf eine gute Schulbildung nötig und sie müssen auf Hintergrund ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten planen, um nicht frustriert an ihren Zielen zu scheitern. Diese Aussage werde ich morgen gut verpackt den Schülern präsentieren und ich hoffe, dass sie das motiviert zu Hause zu lernen.
Außerdem kann ich euch mitteilen, dass sie so gegensätzliche Ernährung hier so langsam Auswirkungen zeigt. Ich bekomme einen Ansatz eines zweiten Gürtels und fühle mich ständig vollgestopft, obwohl ich nach zwei Stunden wieder einen kleinen Hunger verspüre. Im Grund unmöglich vollgestopft und Hunger. Letztens habe ich gelesen, dass zu viel Fett das Sättigungsgefühl stoppt. Soweit ist es Gott sei Dank noch nicht. Ich werde jetzt morgens kein Spiegelei mehr essen, stattdessen nur noch Cornflakes und Müsli und vielleicht manchmal Toaste. Außerdem habe ich meiner Gastmutter von diesen Empfindungen erzählt, dass ich mich auch echt etwas träge deswegen fühle. Woraufhin sie meinte, sie würde mir nun mein Essen etwas fettarmer mit weniger Fett in der Pfanne zubereiten. Ich kam einmal in die Küche als gekocht wurde und musste sehen dass drei Centimeter hoch Fett in der Pfanne stand und das Rührei bedeckt hat. Das war echt ein bleibender Eindruck. Ich kann meiner Gastmutter aber auch immer mitteilen, wenn ich etwas Bestimmtes nicht essen möchte. Zum Beispiel wenn ich drei Abende in der Woche kein Ei zum Gallopinto essen möchte. Die nicaraguanische Flexibilität gefällt mir äußerst gut, nicht nur in Hinsicht auf Essen. Für einen Hunger zwischendurch werde ich mir Obst kaufen, das ist nämlich ziemlich rar gesät im Haushalt meiner Gastfamilie. Hier gibt es Orangen und Zitronen als einziges Obst. Sport werde ich in meinen nun relativ regelmäßigen Alltag auch einbauen und nehme mir vor zwei Mal die Woche laufen zu gehen.
Heute Nachmittag bin ich für meinen Kollegen Gerardo eingesprungen, der plötzlich gesundheitlich verhindert war. Ich sollte ihn sowieso unterstützen, doch so habe ich alleine mit Kindern ein Kurztheater geplant und inszeniert. Das Thema war die Prävention von Drogenkonsum und das Theater ging von der Polizei aus. Diese hat den Plan gemacht Kinder aus den ärmeren Vierteln dazu zu animieren zu dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit beizutragen. So habe ich mit Julian Rollen verteilt. Ein Drogenabhängiger, ein guter Schüler und ein Polizist waren vorgegeben, sowie das Ziel dass der Drogenabhängige seine Einstellung zu Drogen ändert. Den Rest der Theaterszene haben sich die Darsteller ausgedacht. Der Drogenabhängige will Drogen an den guten Schüler verkaufen, der daraufhin die Polizei alarmiert. Die Polizei gibt dem Abhängigen die Chance sich zu bessern, in dem er am Unterricht teilnimmt. Wenn das klappt muss er nicht ins Gefängnis. Daraufhin geht der Abhängige zur Schule und gliedert sich in die Klasse ein, was nur möglich ist weil der gute Schüler ihm offen auf ihn zugeht und ihn mit einbezieht in das Klassengeschehen unter den Schülern. Diese Art von Arbeit gefällt mir total gut und ich habe sehr viel Spaß daran.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Obra de teatro en San Pedro

Es gibt wieder etwas zu erzählen. Gestern war in der Comunidad San Pedro reflektierendes Theater über Gesundheit, Alkohol / Drogen, die Umwelt und die persönliche Entwicklung. Daran waren noch zwei weitere Comunidades beteiligt und es hat mir bestens gefallen. In dieser Weise über gelerntes nachzudenken und das nochmal an den Mann zu bringen, finde ich äußert sinnvoll (Multiplikation wird das hier genannt). Wobei ich hinterher ins Zweifeln kam. Zum Schluss wurden einzeln verpackte Kekse und Cola in Bechern verteilt. Die Becher und das Kekspapier lag nachdem alle weg waren auf dem Boden, weshalb ich dachte ob die Leute wirklich etwas über die Umwelt und den Schutz dieser gelernt haben und ob das Ganze wirklich seine Wirkung hat. Nun denke ich, dass die Umwelt der Punkt ist der sie am indirektesten beeinflusst und man erst mal an Dinge die das tägliche Leben mehr beeinflussen denkt, die primär wichtig sind wie zum Beispiel Gesundheit. Im Großen und Ganzen also ein Erfolg. Vor allem wenn sich Leute Gedanken über ein Thema wie AIDS machen, in dem sie ein Lied darüber schreiben und das einer solchen Menge von 50 Leuten vortragen, zeigt das was die Capacitaciones der INPRHU für Wirkung hinterlassen =)

Samstag, 23. Oktober 2010

Asalto de Estanzuela und Freiwilligenversammlung



Gestern Morgen, am Freitag ging es früh los. Um 6:30Uhr nahmen wir, Julian, Lina und ich, den Bus und fuhren nach Estelí zur einer Reunión (=Versammlung) mit allen Freiwilligen und Terry. Diese begann um 8:00Uhr. Wir haben besprochen, dass wir nun alle vier Wochen über die Entwicklung unserer Persönlichkeit durch die Erfahrungen hier reflektieren werden. Das find ich eine geniale Idee. Außerdem haben wir darüber geredet wie wir in unsere Projekte integriert sind und uns gegenseitig Ratschläge bei möglichen Problemen gegeben. Ich konnte coolerweise nur positives erzählen und auch mit eigenen Erfahrungen beitragen. Die Integration in unterschiedliche soziale Gruppen war das nächste Thema einer Gruppenarbeit. Die Ergebnisse unseres Austauschs haben wir dann in einem Theater allen vorgestellt! Didaktisch sehr wertvolle Arbeit! Letztlich haben wir uns in Gruppen den Entwicklungsmilleniumszielen zugeordnet, um in diesen die den derzeitigen Stand der Entwicklunng zu dokumentieren, damit andere auf Hintergrund dieser Informationen daran arbeiten können. Wir nehmen nach und nach eine wichtigere Rolle in der Arbeit des Programms ein. Gegen 18:00Uhr nach nahm das Programm sein Ende. Jedoch gab es dann noch etwas Formelles. Wir mussten einen Antrag auf ein Jahresvisum ausfüllen! Nachdem wir dann den Tagungsraum des Hotels aufgeräumt hatten, gingen wir drei Condega-Freiwilligen zu unserer Gastfamilie in Estelí, aßen dort etwas und haben uns noch mit den anderen Freiwilligen, die wir ja seltener sehen, getroffen.
Heute Morgen ging es früh los, denn um 6:00Uhr sollte der Bus zum Wasserfall abfahren, was sich aber als eine Fehlinformation rausstellen sollte. Am Busbahnhof angekommen, erfuhren Julian und ich dass der Bus um 6:30Uhr losfährt. So verbrachten wir noch etwas Zeit dort.
Der Wasserfall war atemberaubend geil. Doch bevor wir den zu Gesicht bekamen, mussten wir auf dem Land, wohin uns der Bus mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h beförderte, nach dem Weg fragen. Ein ca. 14-jähriger Junge war da sehr hilfsbereit, er wollte im Gegenzug dass wir ihm auch halfen. Er musste seine Lebensgeschichte auf Spanisch vorschreiben und ins Englische übersetzen. Ersteres war kein Problem, doch übersetzen sollten wir das. So nahmen wir uns zwei Absätze von elf vor. Dabei merkten wir einerseits dass er kein Wort Englisch konnte und andererseits dass er eine schwierige Jugend hat. Er wird in der Schule gemobbt und geschlagen, traut sich damit der Schulleiterin an, die aber keineswegs etwas daran ändern will, da der Mobbende ihr Neffe ist.
Darüber diskutierend machten wir uns auf den von ihm erklärten Weg und kamen nach kurzer Zeit und coolen Fotos am Wasserfall an, der sich bereits zehn Minuten vorher durch lautes Rauschen ankündigte und „Asalto de Estanzuela“ (saltar=springen; Estanzuela=der Ort)heißt! Angekommen haben wir erst mal unsere Speicherkarte der Kamera mit „hunderten“ von Fotos „gefüllt“. Dann ging es ab ins das eisig kalte Wasser! Es war richtig erfrischend, das zweite Bad am Morgen. So waren wir dann um kurz nach acht bereits mit unserer Wasserfallbesichtigung fertig, weil wir ja schon um sieben da waren und gingen, teilweise kletterten den Fluss entlang über die Felsen, um auf einem anderen Weg zurück ins Dorf zu kommen. Das hat genialst geklappt. Wir dachten auf einmal, wir müssten langsam an der Straße angekommen sein und entfernten uns vom Flusslauf. Daraufhin fanden wir sofort das Dorf und machten uns wieder auf den Rückweg nach Estelí, wo wir nach drei Stunden Suche und zwei Stunden Mittagspause bei einer Pizza, meine zweite innerhalb von neun Wochen die ich nun hier bin, endlich Schuhe für mich und Julian gefunden haben, weil die hier nur in sehr sehr wenigen Läden Schuhe größer als in Größe 43 verkaufen. Die Nicas haben anscheinend etwas kleinere Füße. Zufrieden machten mit unserem Einkauf und den tollen neuen Eindrücken machten wir uns auf den Rückweg nach Condega.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Ein ganz gewöhnlich verrückter Tag in Nicaragua

Heute saß ich in der Zwickmühle, wie ich jetzt im Nachhinein feststelle. Mein Gastvater liegt mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Den bin ich mit meiner Gastmutter und dem nebenan wohnenden Onkel besuchen gefahren. Das war noch echt cool, weil ich so am Familienleben richtig teilgenommen habe. Das Krankenhaus war total dreckig und in keinster Weise mit einem in Deutschland zu vergleichen. Dann fragt mich der mein Gastonkel, dessen Internet (WLAN) wir mitbenutzen, ob ich nicht die Hälfte der Kosten nun zahle, weil mein Gastvater und die Familie kein Geld hat unter anderem weil er im Krankenhaus ist. Ich kurz am rechnen, jeden Tag für eine Stunde im Internetcafé sein kostet im Monat 300 Cordoba, er braucht 250, okay, ich sehe kein Problem. Als ich dann rübergehe, um 250 Cordoba hinzubringen bekomme ich zu hören, dass mein Gastvater schon länger seinen Anteil nicht bezahlt hätte und meine Gasttante überlegt den Anschluss zu kündigen, weil sie nicht 500 Cordoba dafür aufbringen können. Sie hätten den aber auch gerne, um mit ihrer Tochter in den Staaten Kontakt zu haben. Noch ein Grund mehr mich an den Kosten zu beteiligen.
Eben erfuhr ich dann nur von meinem Gastbruder, als ich ihn drauf angesprochen habe, dass es eine Regelung gibt, dass sein Onkel alles bezahlt, weil er sich nicht um seine Eltern kümmert, weder finanziell noch menschlich, und ich das nicht hätte zahlen sollen/dürfen. Seiner Meinung nach haben sein Onkel und seine Tante gerade Geldnot und wollten mir etwas Geld abluchsen.
Das fühlt sich natürlich schlecht an, man will eigentlich helfen und natürlich auch für sich selber Internet zu Hause haben und dann wird man sozusagen ausgenommen.
Das ist natürlich nur eine Sichtweise von meinem Gastbruder, wer weiß wie sein Onkel über die Unterstützung seiner Eltern und die Kosten denkt?!

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Gesammelte Eindrücke

Ein paar Bilder sagen mehr als tausend Worte



Was ich in den letzten Tagen gedacht habe und sich heute bestätigt hat ist, dass der Stand der gesellschaftlichen Entwicklung Nicaraguas dem Deutschlands vor ca. 50-60 Jahren ähnelt.
Ich habe mich mit einem Kollegen über die Erziehung seiner Kindern unterhalten, wobei wir auf die sexuelle Aufklärung gekommen sind. Er ist ein Mann der Taten und Veränderung. Er macht HIV/AIDS-Aufklärung und macht sich für eine Perspektive der Jugend Nicaraguas breit, in dem er den Schülern z.B. einen möglichen Weg für die berufliche Zukunft aufgrund ihrer eigenen Vorstellung aufzeigt. Gesellschaftlich revolutionär. Er klärt seine Kinder mit einem Alter von sechs Jahren ca. auf und wirkt somit gegen Vergewaltigung und ungewollte Schwangerschaften. Der Großteil der Eltern tut das seinen Worten zu Folge jedoch nicht. Das ist eine Parallele zu Deutschland in den 50ern?!!! Meinen Kenntnissen nach schon. Jugendliche oder erwachsene Kinder dürfen keine Freundinnen/Freunde mit nach Hause bringen und eine Nacht in einem Bett zusammen verbringen. Die Eltern wissen zwar, dass ihre Kinder somit sich einen anderen Ort für zwischenmenschliche Nähe suchen, das ist ihnen aber lieber weil gesellschaftliche Normen sagen, bevor man nicht zusammen wohnt teilt man auch kein Bett.
Außerdem herrscht hier der Machismo, die Hauptrolle des Mannes als Machos gravierend vor. Man kann keineswegs von Geschlechtsgleichstellung sprechen in Nicaragua. Vereinzelt ist es höchstens der Fall, dass Frauen wie meine Chefin führende Persönlichkeiten in einem System einer Organisation haben. Die Männer lassen sich zu Hause von vornne bis hinten bedienen. Das macht es für mich auch schwierig durchzusetzen mein Essen selber warm zu machen oder mir selber mein Frühstück zu machen, weil es in den Köpfen der Frauen völlig festgefahren ist und sich nur wenige dagegen wehren.
Das sind die ersten Punkte, die mir diese Parallelen der Gesellschaften aufgezeigt haben. Weitere werde ich kennenlernen und mitteilen...

Montag, 11. Oktober 2010

Condega nach dem Hochwasser

Julian und ich haben letzte Woche Interviews zu der Situation der Einwohner der überschwemmten Viertel und der Situation nach dem über die Ufer getretenen Fluss gefürt und einen Bericht darüber geschrieben. Der ist auf dem Blog des "Dritte-Welt-Hauses" veröffentlicht.
Auf dem Blog ist ein weiterer Artikel zu dem Seminar am Wochenende zu finden:

http://accion.europa-esteli.org/?lang=de

Englisch mit Spanisch erklären



Seit zwei Wochen gebe ich nun drei mal die Woche Englischunterricht. Auch wenn ich nur 45 Minuten in der Schule verbringe, bin ich den Rest des Vormittags mit Vor- und Nachbereitung und dem Erstellen von zum Beispiel Tests beschäfigt.
Anfangs ist es mir echt schwer gefallen aus dem Deutschen ins Spanische zu übersetzen wie die dritte Sprache funktioniert, weil ich noch nicht mal spanisch beherrsche. Das wurde aber schnell besser, es klappt nun schon fast ohne Komplikationen!
Ich muss sagen, ich hab die Kinderlein zumindest im Unterricht auf das Lernen eingestimmt. Anfangs waren sie nur unruhig und haben gestört. Seit dem ich letzten Donnerstag ein ernstes Wort mit der Klassenlehrerin zusammen ausgesprochen habe, hat sich die Unterrichtssituation schon beruhigt!
Ich gebe mir Mühe ein cooler und witziger Lehrer zu sein, während ich aber auch Autorität ausstrahle. Sobald jemand meint, dass er meine einerseits lockere und nette Art ausnutzen kann gibt es auch schon mal eine kleine Strafarbeit! Die jedoch leider auch nicht zu Heute gemacht wurde. Dafür sind es zu morgen dann halt zwölf, statt eigentlich zehn Sätzen, die verfasst werden sollen!
Es gibt aber auch nachvollziehbare Gründe, weshalb die Schüler nicht große Lust hatten und teilweise haben mitzuamchen. Die Themen im ersten englischlernenden Jahr sind hauptsächlich Grammatik und wenig spielerisch erarbeites Alltagsvokabular.
Ich habe zwar einen Lehrplan mit Grammatik, aber mache zu Anfang der Stunde nun immer ein Spiel zum Auflockern und Lernen von Alltagsvokabular: Ich werfe einem Schüler einen Gegenstand zu und stelle ihm eine Frage auf englisch (Bsp.: What´s your name). Nachdem er diese beantwortet hat, wirft er den Gegenstand jemand anderem zu und stellt eine neue Frage!
Außerdem lasse ich Gruppenarbeiten zu vorher erklärten Themen machen. Da muss ich sagen, Partnerarbeit klappt besser als Gruppenarbeit.
Jede Mühe meinerseits hilft aber nichts, wenn die Schüler nicht eine Kleinigkeit zu Hause machen. Letzte Woche habe ich an drei Tagen das Gleiche erzählt, weil sie jedes Mal nicht weiter wussten. Zu erst dachte ich es liegt an meinen Erklärungen. Nach dem Test, den ich Donnerstag schreiben lassen musste, hat sich aber heraus gestellt, dass zwei Schüler so gut wie alles wussten, die durchschnittliche Punktzahl bei der Hälfte der erreichbaren lag und manche auch nur 1/10 der Punkte hatten! Das zeigt mir, die beiden Besten haben zu Hause etwas gemacht und das waren auch die beiden Schüler, die im Unterricht mitmachen. Während alle anderen nahezu unbeteiligt dasitzen und nicht lernen wollen. Ich gestalte den Unterricht schon abwechslungsreich, stelle Fragen und binde alle ins Unterrichtsgespräch ein. Manche wollen nur einfach nicht! Da kann ich meines Erachtens nicht viel dran ändern!
Vielleicht erreiche ich diesen Teil der Klasse ja mit "Dynamischen Lernen", wie Eckenraten! Ich werde alles ausprobieren . . .

Samstag, 9. Oktober 2010

Seminar: Interkulturelle Kommunikation

Themen der Kommunikation innerhalb einer Gesellschaft,das heißt das Familienleben, Freundschaften und die Art zu leben haben mich, acht andere Freiwillige des Welthauses Bielefeld, vier Freiwillige aus anderen Städten, unsere Mentoren und Tutoren in den letzten drei Tagen beschäftigt.
In Estelí haben sich diese insgesamt 30 Leute in einem sehr idyllischen und nett eingerichteten Hotel zusammengetroffen, über diese Themen gesprochen, kleine Vorträge dazu gehört, Gruppenarbeiten gemacht und letztendlich darüber reflektiert was das nun für die einzelnen Parteien bedeutet.
Die Masse von Informationen wurden durch Pausen, in denen aktive auf das neue Thema vorbereitende Spiele durchgeführt worden sind, nachhaltig vermittelt. Einer dieser „Dinámica“ war einen Innen- und Außenkreis mit den Teilnehmern zu bilden. Demnach steht jedem eine Person im Innen- bzw. Außenkreis gegenüber, der immer wiederzufinden ist. Daraufhin laufen die Kreise mit entgegengesetzter Richtung los und auf Pfiff muss man seinen Partner suchen und sich gemeinsam, händehaltend setzen. Das sich zuletzt setzende Pärchen fliegt raus. Diese Prozedur wiederholt man so lange bis ein Paar überbleibt und gewinnt. So wird der wieder fit und wird unbewusst auf das folgende Thema, in diesem Fall auf die interkulturelle Kommunikation, vorbereitet. Die unterschiedlichen Richtungen zeigen die unterschiedlichen Kulturen auf. Da es schwierig ist seinen Partner immer wieder zu finden, ist es auch schwierig das zwei Personen zweier Kulturen sich (wieder)finden und verstehen, in dem sie die schnellsten beim Setzen sind.
In Europa/Deutschland leben wir persönlich individuell, während dem der Kollektivismus in Nicaragua und Lateinamerika gegenübersteht. Deshalb sollte bei interkultureller Kommunikation beachtet werden, dass der persönlichen Identität hier keine Anerkennung findet, weil jeder Einzelne von dem Kollektiv identifiziert und geformt wird. Kinder oder heranwachsende haben sich zum Beispiel nicht gegen ihre Eltern aufzulehnen. So ist man hier auch häufig von einer Gruppe motiviert und wenig eigene Ziele vor Augen. Was außerdem äußert erstaunend war, ist dass die Nicaraguaner ein Recht haben in die Privatsphäre seiner Familie einzutreten. Dieses Phänomen ist von den gemeinsamen Schlafzimmern geprägt, in denen teilweise bis zu vier Leute gemeinsam schlafen und auch schon mal mehr zwei in einem Bett, so wie in einer Gastfamilie einer Freiwilligen des Welthauses. So hat man hier hauptsächlich gesellschaftliches Leben im Vergleich zu Privatsphäre, die nur einen Bruchteil der Zeit die man gemeinsam verbringt ausmacht. Dem gegenüber zieht man sich in Deutschland oftmals in sein Zimmer zurück und verbringt im Allgemeinen mehr Zeit mit sich als mit der Familie.
Freundschaften sind ebenfalls sehr unterschiedlich zwischen den Kulturen: In Deutschland ist es so, dass man eine Freundschaft langsam aufbaut, man sozusagen erst mal eine Hürde überwindet bevor man sich einander vollkommen anvertraut und somit zu besten Freunden wird. Hier geht man völlig offen aufeinander zu, fragt nach der Telefonnummer, um sich sofort zu treffen und feiern zu gehen. Daraus entwickeln sich hauptsächlich oberflächliche Freundschaften.
Auch die Lebensausrichtung ist grundlegend unterschiedlich. Wir deutschen wollen grundsätzlich alles geplant wissen und für eine sichere Zukunft sorgen, in dem wir uns das Leben über äußert darum bemühen das zu realisieren und dabei häufig vergessen Spaß am Leben zu haben. Das war unser Resultat einer Gruppenarbeit zu einer Anekdote von Heinrich Böll, die das Zusammentreffen eines Touristen mit einem Fischer. Sie unterhalten sich über ihren Stil des Lebens und der Tourist will dem Fischer einreden zu expandieren, um eine gute Zukunft zu sichern. Doch dem Fischer gefällt seine Situation und ändert nichts. Er möchte im „Hier und Jetzt“ leben und ein zufriedenes Leben führen.
Das hat mich nochmals angeregt über unsere auf den Konsum und dich Sicherheit ausgerichtete Lebensweise nachzudenken. Vielleicht den einen oder anderen von euch ja auch . . .

Sonntag, 3. Oktober 2010

Neues aus dem fernen Westen

Also ich muss sagen, das Essen Nicaraguas und die Essgewohnheiten sind schon recht unterschiedlich zu Deutschland, was aber nicht heißt dass es mir nicht schmeckt . . .

Gefrühstückt wird eigentlich schon schwer im Bauch liegende "Gallopinto" (Reis mit roten Bohnen) mit Tortilla und übersüßtem Kaffee. Kaffee mit mäßiger Zuckermenge ist uns hier noch nicht unter die Augen kommen! Da in meiner Gastfamilie schon Freiwillige waren, wurde mir direkt anfangs angeboten Cornflakes oder Toastbrot, jedoch ungetoastet, zu frühstücken. Das kam mir sehr gelegen! Denn sonst hätte ich mich doch erst mal ein paar Wochen am klassischen Nicaessen versucht! Bei den restlichen Mahlzeiten tue ich das auch. Suppe ist hier von den Zutaten nahe zu das gleiche, nur dass das Gemüse und Fleisch nicht klein geschnitten wird. Die nicaraguanische Tortilla gefällt mir äußert gut, vor allem in ihren zahlreichen Variationen: Repocheta zum Beispiel, zusammengeklappte Tortilla mit Schafskäse gefüllt! Köstlich!

Um unter dieses einen Schlussstrich zu ziehen, bis jetzt mag ich fast jedes Gericht und man ist aber auch in Nicaragua Schweinskopfsülze, die ich aber nicht anrühren werde!


Bei der Post sind die Nicas vollkommen strikt. Der Postbeamte sieht vor dem Frankieren in das Paket rein und uns wurde eine Verpackung vorgeschrieben. Ein Karton ohne Packpapier wird nicht angenommen! Das Paket, was Julian und ich verschickt haben, hat 450 Cordoba gekostet. Die Post hatte aber als größte Briefmarke nur eine mit einem Wert von 2,5 Cordoba. So haben wir ca. 150 Briefmarken geklebt! Die Vermutung dass die Briefmarkenherstellung wahrscheinlich teurer als 450 Cordoba war, ließ mich kräftig schmunzeln!


Zum Geburtstag werden Kindern Puppen gefüllt mit Süßigkeiten geschenkt. Doch die bekommen sie nicht einfach in die Hand gedrückt, sondern werden aufgehängt, dem Kind einen Stock gegeben womit er daraufhin die Puppe mit verbundenen Augen so treffen muss bis die Süßigkeiten herausprasseln.

Dieses spaßig anzusehende Geschehen haben wir mit den Kindern der evakuierten und in Schulen untergebrachten Familien vollzogen. In die Schulen sind wir letzte Woche über gefahren und haben Gesellschaftspiele mit den Kindern gespielt. Dieser Programmpunkt heißt bei Cruz Roja/INPRHU Rekreation, was so viel wie erholende Freizeitgestaltung heißen soll!