Sonntag, 31. Oktober 2010

Landschaft und mein "Nicaleben" in der 10. Woche



Die Undiszipliniertheit meiner Schüler hält weiterhin an. Das musste ich letzte Woche jede Stunde wieder feststellen. Sie lernen nicht zu Hause und deswegen muss ich jede Stunde sozusagen die Hausaufgaben mit ihnen machen, indem ich drei Stunden lang das Gleiche erkläre. Einerseits kann ich den Unterricht deswegen nicht abwechslungsreich gestalten und andererseits weil keine Bücher zur Verfügung stehen mit denen sie sich selber etwas erarbeiten könnten. Die einzige Devise ist, dass die Schüler Lust gewinnen zu Hause etwas zu tun. Die werde ich nun morgen versuchen in ihnen zu wecken. Mit meinem Kollegen Gerardo habe ich in den Schulen in den Comunidades eine Capacitación gemacht, in der wir mit den Schülern einen Plan des Lebens „erarbeitet“ haben. Das heißt, wir haben ihnen vor Augen geführt dass man für gewisse Ziele, die sie sich setzen sollten und wollten, eine Basis braucht auf der sie aufbauen können. Einerseits ist für jeden Beruf eine gute Schulbildung nötig und sie müssen auf Hintergrund ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten planen, um nicht frustriert an ihren Zielen zu scheitern. Diese Aussage werde ich morgen gut verpackt den Schülern präsentieren und ich hoffe, dass sie das motiviert zu Hause zu lernen.
Außerdem kann ich euch mitteilen, dass sie so gegensätzliche Ernährung hier so langsam Auswirkungen zeigt. Ich bekomme einen Ansatz eines zweiten Gürtels und fühle mich ständig vollgestopft, obwohl ich nach zwei Stunden wieder einen kleinen Hunger verspüre. Im Grund unmöglich vollgestopft und Hunger. Letztens habe ich gelesen, dass zu viel Fett das Sättigungsgefühl stoppt. Soweit ist es Gott sei Dank noch nicht. Ich werde jetzt morgens kein Spiegelei mehr essen, stattdessen nur noch Cornflakes und Müsli und vielleicht manchmal Toaste. Außerdem habe ich meiner Gastmutter von diesen Empfindungen erzählt, dass ich mich auch echt etwas träge deswegen fühle. Woraufhin sie meinte, sie würde mir nun mein Essen etwas fettarmer mit weniger Fett in der Pfanne zubereiten. Ich kam einmal in die Küche als gekocht wurde und musste sehen dass drei Centimeter hoch Fett in der Pfanne stand und das Rührei bedeckt hat. Das war echt ein bleibender Eindruck. Ich kann meiner Gastmutter aber auch immer mitteilen, wenn ich etwas Bestimmtes nicht essen möchte. Zum Beispiel wenn ich drei Abende in der Woche kein Ei zum Gallopinto essen möchte. Die nicaraguanische Flexibilität gefällt mir äußerst gut, nicht nur in Hinsicht auf Essen. Für einen Hunger zwischendurch werde ich mir Obst kaufen, das ist nämlich ziemlich rar gesät im Haushalt meiner Gastfamilie. Hier gibt es Orangen und Zitronen als einziges Obst. Sport werde ich in meinen nun relativ regelmäßigen Alltag auch einbauen und nehme mir vor zwei Mal die Woche laufen zu gehen.
Heute Nachmittag bin ich für meinen Kollegen Gerardo eingesprungen, der plötzlich gesundheitlich verhindert war. Ich sollte ihn sowieso unterstützen, doch so habe ich alleine mit Kindern ein Kurztheater geplant und inszeniert. Das Thema war die Prävention von Drogenkonsum und das Theater ging von der Polizei aus. Diese hat den Plan gemacht Kinder aus den ärmeren Vierteln dazu zu animieren zu dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit beizutragen. So habe ich mit Julian Rollen verteilt. Ein Drogenabhängiger, ein guter Schüler und ein Polizist waren vorgegeben, sowie das Ziel dass der Drogenabhängige seine Einstellung zu Drogen ändert. Den Rest der Theaterszene haben sich die Darsteller ausgedacht. Der Drogenabhängige will Drogen an den guten Schüler verkaufen, der daraufhin die Polizei alarmiert. Die Polizei gibt dem Abhängigen die Chance sich zu bessern, in dem er am Unterricht teilnimmt. Wenn das klappt muss er nicht ins Gefängnis. Daraufhin geht der Abhängige zur Schule und gliedert sich in die Klasse ein, was nur möglich ist weil der gute Schüler ihm offen auf ihn zugeht und ihn mit einbezieht in das Klassengeschehen unter den Schülern. Diese Art von Arbeit gefällt mir total gut und ich habe sehr viel Spaß daran.

Keine Kommentare: