Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter mir:
Gestern Morgen haben wir uns um 5:30Uhr von Estelí mit dem Bus publico auf den Weg nach Miraflor gemacht. Wir hatten ca. die Hälfte des Weges hinter uns als wir einen Hügel hochfahren wollten, dabei ins Rutschen kamen und mit dem rechten Vorderrad des Busses in einem kleinen , trockenen Bach standen. Alle Reisenden verließen den Bus und der Fahrer schaufelte ungefähr 40 Minuten Sand und Steine unter das Vorderrad. Dann fuhr er den mindestens 25 Jahre alten Schulbus aus den USA nach mehreren Versuchen und viel mitfiebernden, zuguckenden Passagieren aus dem Graben. Die erste Hürde bezwungen, mussten wir nun erneut den Rest des Hügels hinauf. Dafür setzten wir und ein paar Männner sich auf die Sitze über der Hinterachse und hüpften auf und ab beim Hochfahren, um Last auf der Achse zu haben und Vortrieb zu ermöglichen. Diese Hügel hinter uns gelassen, kamen wir eine Stunde später an.
Wir wurden begrüßt, frühstückten und bildeten dann Gruppen, in denen wir zu einem kleinen Fluss mit einem noch kleineren Wasserfall wanderten oder ritten. Der Wasserfall hatte zwei Wasserbecken bevor der Fluss weiterfloss, in denen wir schwammen. Das erfrischte vom feinsten nach einer Stunde wandern. Voller Vorfreude auf einen entspannten Heimritt, begaben wir uns zu den Pferden und es begann wie aus Eimern zu regnen. So war der Ritt dann doch nicht gaaaaanz so entspannt. Die Hauptsache war aber, dass meine Kamere heil blieb!
Wir kamen völlig durchnässt an. Deshalb wollte ich schnell vom Pferd runter und legte mich dabei noch mal ordentlich in einer Pfütze flach. Das nahm ich gelassen, ich war ja eh schon nass. Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich mit Essen und Gitarrenmusik von jedem der mal spielen wollte.
Die Nacht verbrachten wir in einem Zimmer mit zwei Hochbetten bei ungewohnt kalten Temperaturen. Heute Vormittag gingen wir durch den Berg. Von einem Punkt auf dem Berg aus, kann man die Berge Honduras' sehen. Außerdem steht in dem Wald ein Baum, der 300 Jahre alt sein soll. Er wurde nach und nach von einer Parasitenpflanze umrungen, zersetzt und nun besteht er lediglich aus dem Parasit. Ich hatte leider keine trockenen Schuhe, so lief ich in Badelatsche. Bis mir der eine Latschen 100 Meter vor dem Ziel auf dem Rückweg kaputt ging. Dann ging es Barfuß weiter, wobei ich mir eine breite, tiefe Schnittwunde am Zeh zuzog. Das wurde in Windeseile verarztet und dann ging es auch schon wieder mit dem Bus zurück nach Estelí. Hier in der Gastfamilie gefällt mir das Essen auf jeden Fall besser als in Miraflor ist mir dann sofort beim Abendessen aufgefallen. Es gab Nacatamal, ein typisch nicaraguanisches Gericht.
Rückblickend auf Donnerstag möchte ich noch erzählen, dass wir in einer Disco waren. Diese hatte im Vergleich zu der in Condega europäische Standards. Eine geschlossene "Halle" mit Bars und Lounges. Die hat mir nicht so richtig gefallen, weil sie weniger die nicaraguanische Kultur oder Art des Feierns zeigt. Diese Art werde ich vielleicht ja noch woanders kennenlernen.
Die kommende Woche werde ich mit dem Spanischkurs und Vorbereitungen für den Marcha am Freitag, ein Aufruf gegen die Armut und Hunger und für die Millenium Entwicklungsziele (http://www.welthaus.de/kampagnen/aktion/), von dem ich spätestens wieder berichten werde, verbringen.
Saludos
3 Kommentare:
Hallo Lennart, wie schön, dass du uns so ausführlich von dem Ausflug erzählst!
Es scheint als könnten die Nicarguaner noch so richtig gut improvisieren... das gefällt mir, und mir euch so hopsend im Bus vorzustellen, lässt mich schon sehr schmunzeln...
Wie hat dir denn das Naturschutzgebiet gefallen? War das beeindruckend? Wachsen da tatsächlich Orchideen?? Hast du welche gesehen? Und vor allem, hast du die Brüllaffen gesehen oder gehört?
Bist du auch geritten?
ich wünsche dir eine tolle letzte Woche in Eseli und viel Freude bei dem was du tust,
liebe Grüße,
deine Mami
Das sind ja richtige geile Abenteuer, die du da in Nicaragua erlebst. Beim Lesen kam mir eine Erinnerung von vor langer Zeit. Meine Gattin, deine Oma, wollte bei Regenwetter auf einer durchweichten Wiese eines Campingplatzes helfen, den noch angespannten Wohnwagen zu schieben, weil die Räder des Zugwagens durchdrehten, dabei schob sie wohl zu stark und fiel der Länge nach mit dem Gesicht auf die weiche Wiese. Entsprechend sah sie aus, aber das Wohnwagengespann konnte sich dank der vehementen Damenkraft weiter bewegen.
Am Samstag waren wir zusammen mit Oma und Opa Halle zum Geburtstag-Kaffeetrinken bei deiner Mami. War recht schön.
Schick uns doch mal das Rezept des tollen Essens Nacatemal.
Weiter alles Gute und vor allem Gesundheit. Paß auf deine Fußverletzung auf.
Mit herzlichen Grüßen
R und E
Da blieb echt nichts Anderes übrig als zu improvisieren und das haben die echt gut gemacht. Das sind die Nicas aber auch gewohnt, müssen die öfter mal!
Miraflor hat mir total gut gefallen. Die Natur ist echt bezaubernd;-) Zum Beispiel mit den Orchideen, dem super Ausblick vom Berg und dem riesen Baum. Brüllaffen kamen uns hier aber nicht zu Gesicht.
Klar, ich bin auch geritten, durch den heftigsten Regen. War aber ganz cool, hab mir einfach gedacht: was solls?! nun ist es so!
Hansi, das ist ja mal eine total witzige Geschichte von der Oma :D Das kann ich mir lebhaft vorstellen! Der Fuß ist reichlich versorgt! Der wächst schon zeitig wieder zusammen. Die Körperzellen wachsen hier eh wie Unkraut ;-) Hier ist ein Link von Nacatamal ;-)
Lasst´s euch schmecken ... !
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